
Medizinisch überprüft von Stephan Tietz Aktualisiert: 29. Dezember 2020
Wie schlimm ist Passivrauchen?
Passivrauchen, also das Inhalieren von Tabakrauch aus der Luft, stellt ein Gesundheitsrisiko dar, wenn auch ein geringeres als aktives Rauchen. Passivrauchen ist nachweisbar der gefährlichste zu vermeidende Innenraum-Schadstoff, von welchem permanent unzählige Menschen belastet werden. Vor allem für Personen, die dem Schadstoff regelmäßig ausgesetzt sind, stellt die ungewollte Aufnahme des Rauchs ein großes Risiko dar.

Haupt- und Nebenstromrauch
- Die giftigen Stoffe einer Zigarette werden nicht nur von Rauchern selbst, sondern auch von den Passivrauchern aufgenommen.
- Während des Rauchens entstehen in der Umgebung der Haupt- und der Nebenstromrauch.
- Ersteres ist der Rauch, den der Konsument inhaliert und anschließend beim exhalieren an die Luft abgibt.
- Der Nebenstromrauch entsteht während der Rauchpausen, bei denen die Zigarette bei niedrigeren Temperaturen weiterglimmt.
- Passivrauch besteht sowohl aus den Bestandteilen des Hauptstromrauchs, welche vom Raucher wieder ausgeatmet werden, wie auch aus dem Nebenstromrauch an der Zigarette.
- N-Nitrosodimethylamin ist eine krebserregende Stickstoffverbindung, welche im Nebenstromrauch 20 - 100 häufiger aufkommt.
Schätzungsweise verbrennen über 55 % einer Zigarette zum Nebenstromrauch. Die in der Umgebung anwesenden Menschen inhalieren allesamt zwangsläufig den freigesetzten Rauch. Selbst die Schadstoffbelastung unter freiem Himmel birgt viele Risiken, wenn auch geringere, als in geschlossenen Räumen.
Gefährliche Zusammensetzung
Im Nebenstromrauch sind die giftige Stoffe in deutlich höherer Konzentrationenthalten als im Hauptstromrauch enthalten.
Giftstoff | Hauptstrom (Mikro- gramm pro Zigarette) | Nebenstrom : Hauptstrom (Erhöhtes Verhältnis) |
---|---|---|
Kohlendioxid | 20.000 - 40.000 | 8 bis 11 fach |
Kohlenmonoxid | 10.000 - 23.000 | 3 bis 5 fach |
Nikotin | 1.000 - 2.500 | 3 fach |
Stickstoffmonoxid | 100 - 600 | 4 bis 10 fach |
Benzol | 12 - 48 | 5 bis 10 fach |
Formaldehyd | 70 - 100 | 0,1 bis 50 fach |
Diethylnitrosamin | 0.025 | über 40 fach |
Dimethylnitrosamin | 0.01 - 0.04 | 20 bis 100 fach |
Quelle:
- Deutschen Forschungsgemeinschaft (MAK, 1998, Wichmann et al., 1999).
Wie zu erkennen ist, sind einige der giftigen Stoffe teilweise um das bis zu fünfache erhöht, wenn der Nebenstromrauch eingeatmet wird. Benzol, Formaldehyd, Diethylnitrosamin und Dimethylnitrosamin sind krebserzeugende Stoffe.
Passivrauch leistet einen nennenswerten Beitrag zum Krebsrisiko bei und wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Karzinogen (krebserregender Stoff) der Gruppe 1 eingestuft. Zudem enthält Passivrauch toxische Substanzen wie Nikotin, Kohlenmonoxid und Ammoniak. Zusätzlich ist der enthaltene scharfe Feinstaub, der tief in die Lunge dringt und Schwermetalle sowie radioaktive Gase mitttransportiert, sehr schädlich.
Gesundheitsrisiko und Sterbefälle
- Lungenkrebsrisiko um etwa 20% erhöht.
- Risiko für einen Schlaganfall um 80% erhöht.
- Koronaren Herzerkrankung sind um etwa 20% erhöht.
- Asthmarisiko steigt um etwa 50%.
- COPD-Risiko erhöht sich um etwa 30%.
- Für ungeborene Babys steigt das Risiko eines niedrigen Geburtsgewichts um 40%.
In Deutschland sind laut einer Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) 35 Millionen Erwachsene den Schadstoffen des Passivrauchs ausgesetzt. Etwa 8 Millionen Jugendliche und Kinder leben in einem Haushalt, in dem mindestens eine Person raucht. 170.000 Schwangere Frauen kontaminieren außerdem ihren Fötus durch aktives Rauchen.
Somit sterben in Deutschland jährlich ca. 3.300 und weltweit etwa 600.000 Nicht-Raucher an den Folgen des Passivrauchens.
Das passive Rauchen übertrifft mit 0,3 % aller jährlichen Todesfälle in Deutschland die Anzahl der Toten durch illegale Drogen und Asbest. Von allen durch Passivrauchen verursachten Todesfällen in Deutschland sterben über 2.100 Menschen durch koronare Herzkrankheiten, 770 durch Schlaganfälle, 260 aufgrund von Lungenkrebs und 60 durch Nikotin-Vergiftungen.
Was können Nichtraucher gegen Passivrauch tun?
- Ein effektiver Schutz kann nur durch ein vollkommenes Verbot des Tabakkonsums in öffentlichen Räumen und am Arbeitsplatz gewährleistet werden.
Mittlerweile gibt es kaum noch Arbeitsplätze an denen das Rauchen erlaubt ist. Selbst in öffentlichen Räumen wie an Bahnhöfen oder Flughäfen, gibt nur noch separate Raucherbereiche.
Der Schutz für Nichtraucher hat sich in den letzten Jahren, insbesondere in Deutschland un den USA sehr stark verbessert. In einigen europäischen Ländern wurden bereits verschiedene Nichtraucher-Schutzgesetzte durchgesetzt. So ist in Deutschland die Fernseh- und Hörfunkwerbung für Tabakprodukte seit 1975 verboten.
Durch die 2005 in kraft getretene WHO-Tabakrahmenkonvention ist Deutschland verpflichtet, die Verminderung und Verhinderung von Tabakkonsum und des Passivrauchens mit geeigneten Maßnahmen umzusetzen.10Tabakkontrollpolitik und WHO-Tabakrahmenübereinkommen | dkfz.de
Erkenntnisse zu Passivrauchen im Video:
- GBE Kompakt 3/2010: Gesundheitsrisiko Passivrauchen | www.rki.de
- Was steckt wirklich in meiner Zigarette? BMEL veröffentlicht Zusatzstoffe in Tabakprodukten | www.bmel.de
- Tabakatlas Deutschland 2015: Neue Daten, neue Fakten Nr. 49 | 03.11.2015 | von VV / Sel | www.dkfz.de
- Europäische Union zu Tabakzusatzstoffen | ec.europa.eu
- Veröffentlichung des DKFZ: „Schutz der Familie vor Tabakrauch“ – Rote Reihe Tabakprävention und Tabakkontrolle – | www.dkfz.de
- KOMMISSION DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFTEN Brüssel, den 30. Januar 2007 KOM(2007) 27 endgültig GRÜNBUCH Für ein rauchfreies Europa: Strategieoptionen auf EU-Ebene (von der Kommission vorgelegt) | ec.europa.eu
- Innenluft und Passivrauch | SpringerLink
- Toxikologie / Umweltmedizin © Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York Passivrauchen – aktueller Stand des Wissens Environmental tobacco smoke exposure – current review – Dtsch med Wochenschr 2004; 129(4): 157-162 | doi.org
- Passivrauchen als Gesundheitsrisiko Passive smoking as a health risk – Der Pneumologe volume 5, pages386–392(2008) | link.springer.com
- Tabakkontrollpolitik und WHO-Tabakrahmenübereinkommen | dkfz.de